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Donnerstag, 14.02.2002
Heut ist Valentinstag und auch Hexe dachte sich wohl, dieser Tag sollte zukünftig als ein ganz besonderer Tag in die Geschichte eingehen.
Alle Anzeichen für eine bevorstehende Geburt
( in den nächsten 48 Stunden) waren gesetzt. Morgens sah man die Harztropfen an ihrem Euter. Das Allgemeinbefinden prächtig. Den Tag verbrachte sie, bei strahlend blauem Himmel, mit ihren Stallkameraden auf der Koppel. Noch war sie gefräßig und bewegungsfreudig und ließ die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrem dicken Bauch tanzen. Das sollte sich aber ändern. Denn schon zur Futterzeit konnte sie sich nicht mehr recht entscheiden, ob sie nun Hunger hatte oder nicht. Sonst keinerlei Hinweise, die uns hätten entschieden sagen lassen, sie wird noch heute fohlen. Aber man bekommt den Kopf nicht frei. Zu Hause angekommen, philosphiert man über Sachen wie: Werden wir dabei sein? Wird es eine schwere Geburt? Werden wir helfen müssen? Oder, kommen wir zu spät? Wird sie eine gute Mutter sein? Läßt sie das Fohlen komplikationslos saugen?
Ihr seht, so viele Fragen und keiner der einem eine Antwort geben kann. So gegen 21:30 Uhr fuhr Guido noch einmal zum Stall. Die Notbeleuchtung hatte kleine Macken und er wollte sich das Ganze noch einmal anschauen. Schließlich wollten wir ja nicht im Dunkeln stehen, wenn es soweit war. Außerdem waren 4 Stunden Ruhe vorbei. Ich saß zu Hause am Computer und war mit dem Beantworten einiger E-Mails beschäftigt. Keine 10 Minuten waren vergangen. Völlig außer Puste und total aufgelößt platzte er wieder zur Tür herein und rief: "Schnell komm, zieh dir Sachen an! Brauchen wir noch etwas? Die Geburt hat bereits gebonnen!" Hinterher fragt man sich nicht mehr, wie es möglich sein kann, daß Sportler in bestimmten Situationen Geschwindigkeitsrekorde aufstellen. Wir haben wohl alle gebrochen ;-)
Während ich Hexe im Auge behielt, behob Guido die kleinen Störungen der Lichtversorgung. Ein Huf war schon zu sehen. Gott sei Dank, die richtige Lage. Uns fiel schon mal ein Stein vom Herzen. Unter starken Presswehen versuchte Hexe nun auch den Rest des Fohlens freizugeben. Mitlerweilen sah man auch schon die kleine Schnute des Fohlens sowie den anderen Huf. Aber es dauerte... Immer wieder versuchte sie den Druck der Presswehen durch Aufbäumen zu verstärken. Aber irgendwie steckte es fest. Eine viertel Stunde war so vergangen und Hexe kam bei ihrer Geburt kein Stück weiter. Stattdessen waren laute Stöhngeräusche zu vernehmen und Versuche ihrerseits wieder aufzustehen mißlangen gänzlich. Wir beschlossen noch 5 Minuten zu warten und wollten dann helfend eingreifen. Guido hatte Position an Hexes Kopf bezogen und beruhigte sie. Ich stand Griffbereit beim Fohlen. Und als hätte sie es geahnt oder beflügelt, nahm sie all ihre Kraft zusammen und preßte das Fohlen bis fast zur Hälfte heraus. Schwerstarbeit! Denn, das bestätigte sich jetzt, es war ein ziehmlich großes Fohlen. Die kleinen Hufen hatten dabei die Fruchthülle durchstoßen. Es war so süß und lackschwarz mit einem kleinen weißen Stern auf der Stirn. Wieder verging endlos Zeit, na jedenfalls kam es uns so vor, bevor auch der Rest des Fohlens da war. Mehr als 1 Stunde war seit Beginn der Geburt vergangen und unsere Hexe war völlig fertig. Ich befreite das kleine Etwas aus seiner Hülle und zog die letzten 20 cm der Hinterläufe vorsichtig heraus. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die gerade erst geborenen Fohlen, noch in dem Rest der Hülle gefangen, ihre Schnut zum Tutschen verziehen. Suchend und wartend, auf die Hilfe der Mama angewiesen. Aber unsere Hexe machte nach dieser schweren und langen Geburt absolut keine Anstalten aufzustehen. Während sie mir müde und irgendwie auch dankbare Blicke herüber warf, begann ich das Fohlen mit Stroh trocken zu reiben und dadurch auch seinen Kreislauf in Schwung zu bringen. Es versuchte seine ellenlangen Beinchen in den Griff zu bekommen, was natürlich urkomisch anzusehen war. Noch waren beide durch die Nabelschnur verbunden. Während das Fohlen eifrig mit seinen ersten Aufstehversuchen beschäftigt war, animierten wir Hexe nach 20 Minuten endlich aufzustehen. Und da erhob sie sich. Mit einem kleinen kurzen Knack wurde dabei die Nabelschnur, an der von der Natur dafür vorgesehenen Stelle, durchtrennt. Nun lebte es wirklich :-) Hexe wandte sich jetzt ihrem Fohlen zu. Erstes Schnuppern und Begutachten ihres Sprößlings waren angesagt und sofort erwachten all ihre Mutterinstinkte und sie begann mit all den angepriesenen intensiven Säuberungsarbeiten. Liebevoll leckte sie es weiter trocken und brachte seine Durchblutung in Schwung. Immer wieder durch leises Wiehern unterstützt. All unsere Ängste waren umsonst. Fantastisch. Selbst beim Suchen des Euters unterstützte sie es, indem sie seicht ihr Hinterbein anhob. So als wollte sie es umarmen und aufpassen, daß es nicht wieder umfällt. Ein gigantisches Schauspiel. Allerdings mußten wir bei den ersten Trinkversuchen letztendlich doch noch helfen. Das Fohlen fand zwar das Euter, bekam aber die kleinen Zitzen irgendwie nicht zu greifen. Ein wenig skeptisch guckte sie aber schon, als wir uns so an ihr Fohlen ranmachten. Aber der ansteigende Milchdruck im Euter siegte schließlich über ihre anfängliche Verteidigungsstrategie.
Ende gut - Alles gut! Mutter und Kind waren zwar geschafft, dafür aber zufrieden, froh und glücklich. Zwischenzeitlich kamen natürlich unsere kleinen Stammpfleger wie Sandra, Jana, Diana und Philipp. Dennis kam mit seinem Papa. Keiner wollte etwas verpassen. Ich glaube sie alle waren noch viel aufgeregter als wir.
Übrigens ist es immer wieder überwältigend, wenn das Fohlen zum ersten Mal steht. Dann wird es nämlich von allen anderen Stallgenossen freundlich begrüßt. Da bekommt man schon eine richtige Gaggerhaut ;-)
Und das muß ich Euch noch erzählen. Unser Bobby der Komiker hat wieder einmal den Vogel abgeschossen. Kurz bevor wir beschlossen, so gegen 0:00 Uhr, im Stall Ruhe einkehren zu lassen, kam uns der Gedanke, alle haben das Fohlen gesehen bloß der kleine Boby noch nicht! Und dabei war er so neugierig. Während wir ihm von dem Neuankömmling berichteten, hoben wir ihn hoch, so daß er seinen Kopf auf die Stalltür legen konnte. Und was soll ich Euch sagen. Er fiebte und quiekte, schmiß Hexe liebevolle Blicke zu und beäugelte dabei das Fohlen. Als wenn er verstand, was da passiert war. Am liebsten wäre er ja gleich zu der Dame seines Herzens in die Box gelaufen, um zu gratulieren. Das ging natürlich noch nicht. Schließlich wollten wir das Ritual des Kennenlerners von Mutter und Kind keinesfalls stören.
Tja liebe Freunde, so endete der diesjährige Valentinstag. Voller Glück und Harmonie. Genau so wie es an einem Valentinstag sein sollte. Unser großartiges Geschenk der Natur war wider aller Erwartung ein super süßes, kräftiges Stutfohlen in einer graubraunen ins schwarz übergehenden Jacke, wie Schimmel nun einmal geboren werden, und mit irre langen Beinchen.
Für Heute soll es das gewesen sein.
Ein paar Stunden Ruhe haben wir uns glaube ich nach einem so ereignisreichen Tage alle verdient - Uu..aah - na dann Gute Nacht!

Freitag, 15.02.2002
Es ist 7:00 Uhr, der Wecker klingelt und alles geht wieder einmal seinen geregelten Gang. Na sagen wir mal fast geregelten Gang, denn immerhin hat ja gestern das erste von den drei zu erwartenden Fohlen das Licht der Welt erblickt. Bei Tageslicht und ein paar Stunden später sieht das junge Fräulein noch viel hübscher aus, als in der Nacht. Dickes buschiges Fell ziert die kleine Dame. Mähne und Schweif werden nicht wie jetzt schwarz bleiben, und der Rest der Fellfarbe wird sich, wie schon erwähnt, ganz langsam in einen Schimmelton verwandeln ;-)
Und wie das so ist im Leben einer Mutterstute und ihrem neugeborenen Fohlen, wichtige Termine standen auf dem heutigen Zeitplan. Zuerst der Doctor und dann Fotoshooting. Eine Spritze gegen Fohlenlähme ist, nach dem ersten Schluck Kolostralmilch, so ziehmlich das Wichtigste im Leben eines Neuankömmlings. Leider ist das Fotografieren in der Box immer ein wenig beschwerlich. Aber mit großer Mühe sind es hoffentlich ein paar gute Schnappschüsse geworden. Zu sehen gibts diese aber frühestens Anfang nächster Woche.
Ansonsten wäre da noch von Boby zu berichten, der ja nun "Heute" endlich zu seiner Hexe in die Box durfte. Na war das eine Freude :-) Er wußte gar nicht wen er zuerst begrüßen und abschlecken sollte. Ein Bild für die Götter.
Tja, Tiere sind wirklich die schönsten, ehrlichsten und dankbarsten Geschöpfe auf Erden. Immer wieder beeindruckend. Das war's wieder einmal. Sollte sich in den kommenden Tagen etwas aufregendes ereignen, melden wir uns natürlich sofort mit den neuesten News zurück. Bis dahin seit erst einmal ganz lieb gegrüßt vom überglücklichen Team des Reiterhofes.


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